Das Lied von Eis und Feuer 10: Ein Tanz mit Drachen (German Edition) by Martin George R.R

Das Lied von Eis und Feuer 10: Ein Tanz mit Drachen (German Edition) by Martin George R.R

Autor:Martin, George R.R. [Martin, George R.R.]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Random House DE
veröffentlicht: 2012-07-18T22:00:00+00:00


JON

In dieser Nacht träumte er von Wildlingen, die im Wald heulten und begleitet vom Klagen der Kriegshörner und dem Dröhnen der Trommeln heranmarschierten. UNTER gang UNTER gang UNTER gang UNTER gang dröhnte es wie von tausend Herzen im selben Takt. Manche trugen Speere, manche trugen Bogen, und manche trugen Äxte. Andere lenkten Streitwagen aus Knochen, die von Hunden groß wie Ponys gezogen wurden. Riesen trampelten zwischen ihnen einher, zwölf Meter groß, und ihre Keulen waren so groß wie Eichenbäume.

»Haltet die Stellung«, rief Jon Schnee. »Drängt sie zurück.« Er stand ganz allein auf der Mauer. »Feuer«, rief er, »füttert sie mit Feuer«, doch es war niemand da, der ihn hören konnte.

Sie sind alle fort. Sie haben mich alle im Stich gelassen.

Brandpfeile zischten in die Höhe und zogen Feuerzungen hinter sich her. Vogelscheuchenbrüder fielen in die Tiefe, und ihre schwarzen Mäntel brannten lichterloh. »Schnee«, schrie ein Adler, als die Feinde am Eis wie Spinnen hinaufkrabbelten. Jon war in schwarzes Eis gerüstet, doch seine Klinge brannte rot in seiner Faust. Als die toten Männer oben auf der Mauer ankamen, schickte er sie zum Sterben wieder hinunter. Er erschlug einen Graubart und einen bartlosen Knaben, einen Riesen, einen hageren Mann mit spitzgefeilten Zähnen, ein Mädchen mit dichtem rotem Haar. Zu spät erkannte er Ygritte. Sie verschwand so schnell, wie sie aufgetaucht war.

Die Welt löste sich in einem roten Nebel auf. Jon stach zu, schlug zu und teilte Hiebe aus. Er hackte Donal Noye in Stücke und schlitzte dem Tauben Dick Follard den Bauch auf. Qhorin Halbhand taumelte auf die Knie und versuchte vergeblich, das Blut aufzuhalten, das ihm aus dem Hals sprudelte. »Ich bin der Lord von Winterfell«, schrie Jon. Jetzt stand Robb vor ihm, sein Haar war nass von geschmolzenem Schnee. Langklaue trennte ihm den Kopf von den Schultern. Dann packte eine knorrige Hand Jon grob an der Schulter. Er fuhr herum …

… und erwachte, weil ihm ein Rabe in die Brust pickte. »Schnee«, krächzte der Vogel. Jon schlug nach ihm. Der Rabe kreischte missbilligend und flatterte zu einem Bettpfosten und starrte ihn von dort aus böse durch das Zwielicht vor der Morgendämmerung an.

Der Tag brach an. Es war die Stunde des Wolfes. Bald würde die Sonne aufgehen, und viertausend Wildlinge würden durch die Mauer hereinströmen. Wahnsinn. Jon Schnee fuhr sich mit der verbrannten Hand durchs Haar und fragte sich erneut, was er da eigentlich tat. Sobald das Tor geöffnet war, gab es kein Zurück. Der Alte Bär hätte mit Tormund verhandeln sollen. Es hätte Jarmy Rykker oder Qhorin Halbhand oder Denys Mallister oder irgendein anderer erfahrener Mann sein sollen. Es hätte mein Onkel sein sollen. Für solche Zweifel war es jetzt zu spät. Jede Entscheidung barg ihre Risiken, und jede Entscheidung hatte ihre Folgen. Er würde das Spiel bis zum Ende spielen.

Jon stand auf und zog sich im Dunkeln an, während Mormonts Rabe im Zimmer murrte. »Korn«, sagte der Vogel, und »König« und »Schnee, Jon Schnee, Jon Schnee.« Das war seltsam. Soweit sich Jon erinnern konnte, hatte der Vogel noch nie seinen vollen Namen gesagt.



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